Legende (in der Reihenfolge der Gründung der Hütten)
1: Glashütte Wilhelm Rönsch, nördlich der Dresdner Straße, gegründet 1858, hier „Tafelglashütte“ 2: Glashütte Wilhelm Rönsch, südlich der Dresdner Straße, gegründet 1865, hier „Glashüttenwerk W. Hirsch & Bedrich“ 3: Glashütte Berthold und Hirsch, südlich Güterbahnhofstraße, gegründet 1872, hier „Sächsische Glasfabrik Beleuchtung“ 4: Glashütte Wilhelm Hirsch, östlich Mühlstraße, gegründet 1873, hier „Tafelglashütte Wilhelm Hirsch“ 5: Glashütte Hugo Rönsch, westlich Rathenaustraße, gegründet 1874, hier „Tafelglashütte von Hugo Rönsch“ 6: Glashütte Max Hirsch, östlich Pillnitzer Straße, gegründet 1879, hier „Sächsische Glasfabrik Pressglas“ 7: Glashütte Wilhelm Hirsch & Bedrich, östlich Pillnitzer Straße, gegründet 1880, hier „Glashüttenwerke von W. Hirsch & Bedrich“ 8: Glashütte M. & E. Hirsch, östlich Oststraße, gegründet 1889, hier „Glashüttenwerk von M. & E. Hirsch“In der Stadt Radeberg existierten von 1858 bis 1992 glasherstellende Betriebe. Als Bezeichnung waren "Glaswerk" oder "Glasfabrik", vor allem aber der Begriff "Glashütte" üblich. Alle acht in Radeberg gegründeten Hütten entstanden innerhalb von ca. 30 Jahren. Ein Impuls hierfür war der 1845 entstandene Anschluss der Stadt an das sächsische Eisenbahnnetz, welcher es allen Hüttengründern ermöglichte, ihre Hütten mit Anschlussgleisen für die Zuführung der Rohstoffe und den Abtransport der Fertigprodukte zu versehen.
Ein zweiter wesentlicher Faktor für die Hüttengründungen war die Zuwanderung bereits erfahrener Glasmacher aus anderen Orten Sachsens, vor allem aber aus den angrenzenden Ländern Böhmen und Schlesien. Diese brachten neben ihren Fertigkeiten im Glasmachen auch ihren Glauben mit nach Radeberg, was zu einem sprunghaften Anwachsen der katholischen Gemeinde der Stadt führte, was 1883 in der Einweihung der Katholischen Pfarrkirche St. Laurentius an der Dresdener Straße und der Eröffnung einer katholischen Schule Ende der 1890er Jahre an der Goldbachstraße, heute Straße des Friedens, gipfelte.
Ihren Höhepunkt erlebte die Radeberger Glasherstellung im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert. Für das Jahr 1890 lassen sich in den acht Glasfabriken insgesamt über 1.200 Beschäftigte nachweisen. Nach dem 1. Weltkrieg gab es nur noch einen kurzen Aufschwung, die Inflation von 1923 und die Wirtschaftskrisen am Ende der 1920er Jahre führten zum völligen Niedergang, so dass 1928 kein Glas mehr produziert wurde. Dazu trug sicher auch bei, dass es die Radeberger Hüttenbesitzer versäumt hatten, dem technologischen Fortschritt insbesondere bei der Tafelglas-Fabrikation zu folgen.
Lediglich der Glashütte "Berthold & Hirsch" (3) und der Glashütte "M. & E. Hirsch" (8) gelang danach unter sehr unterschiedlichen Vorzeichen ein Neuanfang, der für die zuletzt genannte Hütte bereits 1939 wieder endete. Nach dem 2. Weltkrieg wurde dann nur noch im aus der Glashütte "Berthold & Hirsch" (3) hervorgegangenen "VEB Beleuchtungsglaswerk" Glas hergestellt, ehe infolge der Umbrüche im Zuge der deutschen Vereinigung 1992 die Glasherstellung in Radeberg nach 134 Jahren endgültig endete.
Adressbuch 1886
Adressbuch 1896
Adressbuch 1903
Adressbuch 1905
Adressbuch 1914
Adressbuch 1927
Adressbuch 1937
Quelle: https://pressglas-korrespondenz.de/aktuelles/pdf/pk-2012-2w-mauerhoff-radeberg-maschinenglas.pdf